Christiane Vulpius

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Goethe Christiane Vulpius@Goethe-Museum Frankfurt a.M.20170819

Christiane von Goethe (* 1. Juni 1765 in Weimar als Johanna Christiana Sophie Vulpius; † 6. Juni 1816 in Weimar) war seit 1806 Johann Wolfgang von Goethes Ehefrau.

Christianes Vorfahren väterlicherseits waren Akademiker über mehrere Generationen. Mütterlicherseits stammte sie von Handwerkern ab. Auch ihr Vater, Amtsarchivar in Weimar, d.h. Aktenkopist, hatte einige Semester Rechtswissenschaften studiert, das Studium jedoch abgebrochen. Seine Stelle war schlecht bezahlt, die Familie lebte in sehr bedrängten Verhältnissen, zumal der Vater alles tat, um dem ältesten Sohn Christian August Vulpius ein Studium zu ermöglichen. Christiane war gezwungen, eine Stelle als Putzmacherin in einer kleinen Weimarer Hutmanufaktur anzunehmen.

Auf Grund verschiedener Hilfsgesuche und Anträge kannte Goethe die Lage der Familie. 1788 lernte er Christiane Vulpius selbst im Park kennen, als sie ihn ansprach, um eine Bittschrift für ihren Bruder zu überreichen. In der Tat setzte sich Goethe später mehrfach für seinen künftigen Schwager ein, der als Schriftsteller populärer Romane einige Bekanntheit in Deutschland erreichte.

Zwischen Goethe und Christiane entwickelte sich rasch ein Liebesverhältnis. Bereits ein Jahr später wurde das erste Kind, der Sohn August, geboren. Vier weitere Kinder folgten, die alle sehr früh starben.

Goethe nahm die junge Frau in sein Haus auf. Der Weimarer Hof und die Gesellschaft lehnten jedoch die unstandesgemäße Verbindung ab, so dass sich ihr Lebensbereich vollständig auf das Haus beschränkte. Dies änderte sich langsam nach 1806. Die Kriegshandlungen dieses Jahres trafen Weimar schwer. Als die Stadt von französischen Soldaten geplündert wurde, war auch das Haus am Frauenplan bedroht. Christiane trat energisch eindringenden Soldaten entgegen und konnte die Plünderung so lange aufhalten, bis Goethe den offiziellen Schutz des französischen Kommandanten erreicht hatte. Wenige Tage später wurden beide in der Jakobskirche getraut.

Da die gesellschaftliche Zurückweisung Christianes anhielt, bat Goethe die vermögende Witwe Johanna Schopenhauer, Mutter des Philosophen Arthur Schopenhauer, die Barriere mit einer offiziellen Einladung zum Tee zu durchbrechen. Sie tat es mit der Bemerkung, wenn Goethe sie für wert halte, sie zu seiner Gemahlin zu machen, könne wohl niemand ihr eine Tasse Tee verwehren.

Goethes Briefwechsel mit seiner Frau offenbart, dass Christiane zwar nicht eine Frau war, die man hinsichtlich ihrer Ausbildung gebildet nennen könnte. Aber sie war ein Mensch mit einem natürlichen und gesunden Menschenverstand. Lebensfroh, praktisch veranlagt und energisch nahm sie sich des umfangreichen Hausstandes an. Dafür spricht folgendes Beispiel: Goethe schickte sie nach Frankfurt am Main, um die Angelegenheiten hinsichtlich der Erbschaft nach dem Tode seiner Mutter, Frau Aja, zu regeln, was sie erfolgreich erledigte. Ihre große Liebe war das Theater. Häufig besuchte sie die Vorstellungen in Weimar, aber auch in anderen Orten wie z.B. Bad Lauchstädt, wo man die Sommermonate zu verbringen pflegte. Auch einem harmlosen Flirt war sie nicht abgeneigt. Der Briefwechsel mit Goethe belegt, dass sie durchaus ästhetisches Empfinden und Differenzierungsvermögen besaß. Das waren freilich Seiten, die vielen, auch engen Bekannten, verborgen blieben.

Mit zunehmendem Alter wurde Christianes Gesundheit schwankend. 1815 erlitt sie einen Schlaganfall. Im folgenden Jahr kam unter starken Schmerzen ein Versagen der Nierenfunktion hinzu. Nach einer Woche qualvollen Leidens starb sie am 6. Juni 1816. Ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof der Jakobskirche in Weimar.

Literatur

  • Christiane und Goethe von Sigrid Damm
  • Christiane von Wolfgang Vulpius, Kiepenheuer Verlag, Weimar 1953
  • Goethes Briefwechsel mit seiner Frau, hrsg. von Hans Gerhard Graf, 2 Bde., Frankfurt am Main 1916.

Weblinks


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