Emma Grünfeldt

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Emma Grünfeldt (* 8. September 1880 in Wismar; † unbekannt) war eine deutsche Lehrerin in Lübeck und ein Opfer des Holocaust.

Leben

Emma Grünfeldt war die Tochter von Pauline Grünfeldt, geborene Meyer, die mit ihren Kindern 1893 aus Wismar (Mecklenburg) nach Lübeck (Schleswig-Holstein) zog. Die Familie war jüdischen Glaubens. Emma, Pauline Grünfeldts sechstes Kind, besuchte in Lübeck die Ernestinenschule, eine 1804 als Höhere Töchterschule gegründete private Lehranstalt, der ein Lehrerinnenseminar angeschlossen war. Die Ernestinenschule besteht bis heute, seit 1980/81 als koedukatives Gymnasium. 1896 lebte Emma Grünfeldt in Rostock. Sie konvertierte zum Christentum und schloss sich der Evangelisch-lutherischen Kirche an. Ihre Mutter war mit dem Wechsel zum christlichen Glauben nicht einverstanden. Emma Grünfeldt vollzog ihn dennoch, um als Lehrerin an staatlichen Schulen unterrichten zu können.

Ab 1898 unterrichtete Emma Grünfeldt angehende Lehrerinnen an der Lehranstalt für Lehrerinnen der Ernestinenschule. 1906 wechselte sie zur II. St. Jürgen-Schule, die als Kahlhorst-Schule weiter besteht. 1912 wurde sie Beamtin. Sie wohnte mit ihren älteren Schwestern Minna (* 25. Oktober 1876) und Clara (* 25. Januar 1878) in der Charlottenstraße 26. Emma Grünfeldt gehörte dem Lübecker Lehrer-Verband an und war Mitglied der Deutschen Volkspartei. In Lübeck gehörte sie der evangelisch-lutherischen Dom-Gemeinde an.

Am 26. August 1935 wurde sie auf Grund des 1933 erlassenen Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums beurlaubt und am 31. Dezember 1935 aus dem Schuldienst entlassen. Ab 1939 mussten Emma Grünfeldt und ihre Schwestern wegen ihrer jüdischen Herkunft den so genannten Judenstern tragen und als zweiten Vornamen „Sara“ führen. Von der Dom-Gemeinde erhielt Emma Grünfeldt keine Unterstützung. Deren Pastor Alfred Riege war Mitglied der NSDAP. 1939 wurde Emma Grünfeldt aus der Kirche ausgeschlossen.

1941 denunzierte der Nachbar Alfred Wulff Emma und ihre Schwestern, den Judenstern nicht sichtbar getragen zu haben.

Am 6. Dezember 1941 wurden Emma Grünfeldt und ihre Schwestern zusammen mit insgesamt 90 noch in Lübeck lebenden Juden ins Konzentrationslager Jungfernhof bei Riga (Lettland) deportiert. Zum Transport gehörten 964 Menschen aus Hamburg, Lübeck und weiteren Orten Schleswig-Holsteins. Zu den Deportierten gehörten auch Angehörige der Lübecker Rabbinerfamilie Carlebach, darunter die Eltern des Lübecker Ehrenbürgers und Rabbiners Felix F. Carlebach (1911-2008), sein Onkel, der Rabbiner Joseph Carlebach (*1883-1942) mit Ehefrau Charlotte, geborene Preuss (1900-1942), und deren drei jüngste Kinder Ruth, Noemi und Sara. Die Mitglieder der Carlebach-Familie wurden am 26. März 1942 im Bikernieki-Wald erschossen.

Wann Emma Grünfeldt und ihre Schwestern ermordet wurden, ist nicht bekannt. Das Lübecker Ordnungsamt verzeichnet lediglich „Nach unbekannt von Amts wegen abgemeldet. Evakuiert. Am 6. Dezember 1941.“

Nachwirkung

Die Hansestadt Lübeck ehrt Emma Grünfeldt und ihre Schwestern im Rahmen einer Wanderausstellung über Frauen in der Lübecker Geschichte.

Vor dem Haus in der Charlottenstraße 26 in Lübeck, in dem Emma Grünfeldt und ihre Schwestern Minna und Clara gelebt hatten, wurde im April 2008 ein so genannter Stolperstein ins Pflaster eingelassen, der an die drei Grünfeldt-Schwestern erinnern soll.

Literatur

  • Christine Lipp: Minna, Clara und Emma Grünfeldt In: Frauen in der Lübecker Geschichte, Frauenbüro der Hansestadt Lübeck (Hrsg.), Lübeck 2005



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