Gertrud Helene Chitz

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Gertrud Helene Chitz, geb. Stern (* 24. Mai 1884 Prag - 1943 ? Riga-Kaiserwald ?) und ihre Tochter Hilda Margarete Bock, geb. Chitz (* 1907 - 1984)

Leben

Gertrud Helene Chitz, geb. Stern, wurde am 24. Mai 1884 in Prag geboren. Sie war die Tochter des Chefredakteurs der "Bohemia" und wird als begabte Malerin, Schiftstellerin, Sängerin und Pianistin beschrieben. 1906 heiratete sie Arthur Oskar Chitz.

Arthur Oskar Chitz wurde am 5. September 1882 Prag in eine deutschsprachige jüdische Fabrikantenfamilie geboren. Bereits im Alter von zehn Jahren verlor er seine Eltern und wuchs fortan bei seinem Onkel mütterlicherseits auf. In Prag besuchte er eine katholische Klosterschule mit verstärktem Musikunterricht, wurde Kompositionsschüler und erhielt außerdem Klavier- und Geigenunterricht. An der Deutschen Universität in Prag, vorübergehend auch in Leipzig und Wien, studierte er naturwissenschaftliche Fächer, Philosophie und Musikgeschichte. 1905 wurde er mit der Arbeit "Die Hofmusikkapelle Kaiser Rudolfs II." zum Dr. phil. promoviert. Nach der Promotion war Arthur Chitz in Prag tätig, wo seine Kompositionen zum ersten Mal aufgeführt wurden.

Seit 1908 lebte die Familie in Dresden. Tochter Hilda Margarete kam 1907 und ihre Bruder Herman Ernst 1908 zur Welt. Die Familie lebte 24 Jahre auf der Helmholtzstraße 3b. In Dresden nahm Arthur Oskar Chitz ein Studium der Chemie an der Technischen Hochschule auf, um später im Unternehmen seines Onkels arbeiten zu können und damit finanziell unabhängig zu sein. Er arbeitete als Dozent für Musiktheorie und Musikgeschichte und als Korrepetitor an der Dresdner Hofoper. In den Jahren 1915 bis 1933 gehörte er zu den aktivsten Pianisten und Cembalisten im ganzen sächsischen Raum sowie in Berlin, Prag, Budapest und Breslau. Darüber hinaus war er 1918 bis 1933 als Kapellmeister und Musikdirektor am Dresdner Schauspielhaus angestellt, später wurde er Mitglied von dessen Künstlerischem Beirat.

1915 wurde Chitz in die Österreichische Armee einberufen und erhielt im selben Jahr das Sächsische Verdienstkreuz. Am 1. Januar 1934 wurde er unter Berufung auf das "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" aus dem Theaterdienst entlassen, zwangsweise in den Ruhestand geschickt und ab 1936 auch aus der "Reichsfachschaft Komponisten der Reichsmusikkammer" ausgeschlossen. Weil Chitz evangelisch getauft war, blieb ihm auch das Musikleben im Rahmen des Jüdischen Kulturbundes versperrt. Im Zuge der Verhaftungen nach der "Reichskristallnacht" 1938 wurde er vorübergehend im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert. 1940 musste das Ehepaar Chitz in das Dresdner "Altersjudenhaus" am Lothringer Weg 2 ziehen, wo zu ihren Nachbarn auch Victor Klemperer gehörte. In der Nacht vom 20. zum 21. Januar 1942 wurde Arthur Chitz mit seiner Frau vom Bahnhof Dresden-Neustadt aus nach Skirotava bei Riga deportiert, wo er beim Eisenbahnbau arbeiten musste. Die genauen Todesumstände sind nicht bekannt, vermutlich starb er 1944 im Konzentrationslager Riga-Kaiserwald. Herman Ernst berichtet über seine Mutter Gertrud Helene Chitz, dass sie vermutlich auf dem Fußmarsch nach Dresden verstarb, nachdem sie auf einem Schiff von Riga nach Stettin gelangt war. Andere Quellen gehen davon aus, dass sie im Konzentrationslager Riga-Kaiserwald im November 1943 ums Leben kam.

Alle Versuche der beiden Kinder, ihrer Eltern in Sicherheit zu bringen, schlugen fehl. Tochter Hilda Margarete floh 1939 über Frankreich und China (Shanghai) in die USA und Herman Ernst konnte über die Tschechoslowakei ebenfalls in die USA fliehen. Dr. Herman Ernst Sheets, wie er sich seit 1939 nannte, verstarb 2006. Seine Schwester Hilda Margarete Bock verstarb 1984.

(Quelle: http://www.stolpersteine-dresden.de)

Gedenken

Am 5. Dezember 2013 wurden zur Erinnerung an die Familie Chitz vier Stolpersteine auf der Helmholtzstraße 3b (Dresden-Südvorstadt) gesetzt.

Weblinks


Spielend das Patriarchat bekämpfen? Das ist seit heute möglich mit dem druckfrischen Kartenspiel PATRIA(R)CIAO. Das Spiel beruht auf einem Zeitzeuginnen*-Projekt des Frauenstadtarchivs Dresden