Käte Duncker

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GTH Friedrichroda Käte-Duncker-Denkmal

(23. Mai 1871 Lörrach/Baden - 1. Mai 1954 Bernau)

Jugend

Käte Duncker geb. Döll war Politikerin. 1880 besuchte sie die Höhere Töchterschule Friedrichroda, 1888 bis 1890 erhielt sie ihre pädagogische Ausbildung im Lehrerinnenseminar Eisenach. 1893 wurde sie Lehrerin in der von Steyberschen Höheren Mädchenschule in der Nordstraße in Leipzig, ab 1894 hielt sie Abendkurse des Leipziger Arbeiterbildungsvereins und in der Gesellschaft für ethische Kultur, 1896 wurde sie gekündigt. Sie ging nach Hamburg an die Private Höhere Mädchenschule der Elisa Magdalena Green, unterrichtete nebenbei im Bildungsverein „Humboldt". 1896 nahm sie am Kongreß der Schneidergewerkschaft teil und begegnete Clara Zetkin. Wegen ihrer Unterstützung der streikenden Hafenarbeiter erhielt sie 1897 erneut die Kündigung.

Bis zum Ersten Weltkrieg

1888 heiratete sie Hermann Duncker. Sie bildete sich weiter als Gasthörerin an der Universität und trat in die SPD ein. Neben der Organisation von Diskussionsabenden im Leipziger Volkshaus hielt sie Vorträge im Arbeiterbildungsverein (Literatur, Pädagogik, Geschichte, Sozialpolitik, Nationalökonomie). Sie wurde Vorsitzende des „Vereins für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse", Mitglied der Abteilung Kunstpflege des Bildungsvereins und organisierte Sommerfeste für Arbeiterfamilien. 1899 brachte sie ihre Tochter Hedwig zur Welt.

Polizeibericht 1901: „Die geistig hervorragendste Agitatorin der hiesigen sozialdem. Frauenbewegung ist die frühere Lehrerin, jetzige Frau Duncker, die fast in allen Frauenversammlungen als Rednerin auftritt und dabei die bürgerlichen Frauenvereinigungen bekämpft."

Sie gab eine Schrift „Über die Beteiligung des weiblichen Geschlechts an der Erwerbstätigkeit" heraus. 1902 folgte ein gesundheitlicher Zusammenbruch, 1903 die Übersiedlung nach Dresden. Hier hielt sie Vortragsreihen über den Kinderschutz, Erziehung und Frauenrecht. In dieser Zeit wurde ihr Sohn Karl geboren.

1906 gab sie eine Schrift über „Die Kinderarbeit und ihre Bekämpfung" heraus. Im gleichen Jahr hielt sie ein Referat über Fürsorge für Schwangere und Wöchnerinnen auf der 4. sozialdemokratischen Frauenkonferenz in Mannheim. 1907 wurde sie zweite Redakteurin der „Gleichheit", verantwortlich für die Kinderbeilage (Pseud. „Neuland"). 1907 erfolgte die Übersiedlung der ganzen Familie nach Stuttgart, sie schloß Freundschaft mit Clara Zetkin. 1908 hielt sie ein Referat über Erziehung auf der Frauenkonferenz in Nürnberg. 1910 nahm sie an der Internationalen Frauenkonferenz in Kopenhagen teil mit einem Referat über Mutterschafts- und Kinderfürsorge. Sie war auch am Beschluß über den Internationalen Frauentag beteiligt.

Nach der Geburt des dritten Kindes kam es zum Ausscheiden aus der Redaktion. 1911 hielt sie ein Referat auf dem sozialdemokratischen Parteitag in Jena, wo sie Rosa Luxemburg begegnete. Sie nahm die Arbeit im Bildungsausschuß der SPD auf. 1912 zog sie nach Berlin.

Spartakus und KPD

1915 war sie Mitbegründerin der Zeitschrift „Die Internationale", im gleichen Jahr Delegierte zur internationalen sozialistischen Frauenkonferenz Bern. 1916 erfolgte die Umbenennung der Gruppe „Internationale" in „Spartakusgruppe" unter Teilnahme von K.D. Sie beteiligte sich an der illegalen Herausgabe der „Spartakusbriefe" und übernahm die zeitweilige Leitung des Zentralen Bildungsausschusses sowie die Betreuung von Jugendgruppen in Steglitz und Neukölln. Es folgten Haussuchungen, Verhöre und am 30. Mai 1916 das Redeverbot. Im September 1916 vertrat sie die Spartakusgruppe auf der Reichskonferenz der Sozialdemokratischen Partei, erkrankte und brachte drei Monate im Sanatorium zu. 1917 kam es zum Anschluß der Spartakusgruppe an die USPD. Neben ihrer Arbeit als Zwischenmeister in der Reichsstelle für Obst und Gemüse besuchte sie 1917 die Frauenkonferenz in Stockholm. Am 11. November 1918 wurde der Spartakusbund gegründet. Sie arbeitete in dessen Zentrale. In dieser Zeit schrieb sie einen Entwurf über die „Schule der Zukunft". Am 30. Dezember 1918, bei der Gründung der KPD, wurde sie ins ZK gewählt. Die Folge waren wiederum Verhaftung, Verhöre und im März 1919 Flucht aus Deutschland.

Sie suchte Erholung bei ihrem Sohn in Kopenhagen, nach einem Aufenthalt in Schweden kehrte sie nach Berlin zurück. Hier wirkte sie an der Arbeiterbildungsschule und lebte auch von Übersetzungen. 1920 folgte der Umzug nach Thüringen. Hier wurde sie 1921 Landtagsabgeordnete und forderte Maßnahmen zur Bekämpfung des Kinderelends. 1924 reiste sie nach Moskau, 1925 war sie wieder in Berlin und schrieb „Die Frau in der Sowjetunion" (1927).

Verfolgung und Emigration

1933 verstärkte sich die Verfolgung mit Haussuchung, Verbrennung der Bibliothek und Verhaftung des Mannes. 1936 zog sie nach Friedrichroda und im November 1938 emigrierte sie nach Amerika, dort lebte sie in einem Blockhaus bei New York. Ihren Unterhalt verdiente sie als Dienstmädchen bei amerikanischen Familien, schwer traf sie der Tod des Sohnes. 1941 konnte sie sich über die Ankunft des Ehemannes freuen, zu dieser Zeit gab sie Deutschunterricht in einer Highschool. 1947 kehrte sie nach Deutschland zurück und lebte in Rostock und später in Bernau.

Literatur

  • Kirsch, Ruth. Käte Duncker. Aus ihrem Leben. Dietz. Berlin. 1982.
  • Deutschland, Heinz (Hrsg.). Käte und Hermann Duncker: ein Tagebuch in Briefen (1894-1953). Dietz. Berlin. 2016.


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