Louise Seidler

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Vogel von Vogelstein - Louise Seidler in Rom

(* 15. Mai 1786 Jena - 7. Oktober 1866 Weimar) war Malerin der Romantik und unterhielt Kontake zu Goethe, Serré und Quandt.

Louise Seidler entschied sich früh für eine selbständige Tätigkeit und erreichte zielstrebig die Ausbildung zur professionellen Künstlerin. Die Wahl dieses Lebensweges bedeutete Mut, Tatkraft und Anpassungsfähigkeit zugleich. Es war auch eine Entscheidung für eine Außenseiterrolle in der Gesellschaft, denn Vorurteile gegenüber selbständig arbeitenden Frauen, insbesondere Künstlerinnen, waren weit verbreitet.

Seidler war Schülerin von Friedrich Doell (Gotha), Jacob Wilhelm Roux (Jena), Gerhard von Kügelgen (Dresden) sowie Johann Peter und Robert von Langer (Kunstakademie München) und profilierte sich im Kreise der Künstler in Rom als anerkannte Künstlerin. Eine ausgezeichnete Bildung in Literatur, Sprachen und Musik ermöglichte ihr die aktive Teilnahme an gesellschaftlichen Zirkeln in Jena, Gotha, Weimar, Dresden und Rom. Ihr zielbewusstes Kunststreben fand Anerkennung und Förderung durch Johann Wolfgang von Goethe und den Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar.

Die außerordentlich vielfältigen freundschaftlichen und künstlerischen Kontakte der Malerin zu den Gelehrten- und Künstlerkreisen in Jena, Gotha, Weimar, Dresden, München, Rom, Florenz, Frankfurt, Berlin, Bremen und Konstanz waren eine Basis für die ungewöhnliche Entwicklung der begabten Louise Seidler zur bedeutenden Malerin der Romantik.

Eingebunden in die gesellschaftlichen Kreise Weimars, wo Louise Seidler nach ihrer Rückkehr aus Italien von 1823 bis zum Tode 1866 lebte und wirkte, hatte sie Einfluss auf das künstlerische Leben in der Stadt. Sie beteiligte sich mit ihren Werken an den Kunstausstellungen in Weimar, Dresden, Berlin, Rom, Bremen, Hannover und Nürnberg. Louise Seidler war in den Künstlerkreisen jener Zeit eine anerkannte Malerin, deren Leben und Wirken ein Ansporn und Vorbild besonders für jüngere Frauen war.

Sie erreichte eine für Frauen in dieser Zeit außergewöhnlich hohe gesellschaftliche Stellung. Sie war erste Museums-kustodin in Deutschland, unterrichtete Schülerinnen und lehrte Kunstgeschichte. 1835 wurde sie zur Hofmalerin ernannt und erhielt 1843 vom Großherzog Carl Friedrich die Zivil-Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft in Gold.

Ihr Leben war nicht frei von Brüchen und Schicksals-schlägen: Der Tod ihres Verlobten, die erzwungene Rückkehr aus Italien, die Verdrängung aus ihren Positionen auf Grund ihres Geschlechtes, die Wandlung des Kunstgeschmacks und damit die zunehmende Ablehnung des klassizistischen und romantischen Kunstschaffens trafen ihren Lebensnerv empfindlich. Eine zunehmende Erblindung und damit die Unmöglichkeit weiter zu arbeiten, war der größte Verlust am Ende ihres schaffensreichen und langen Lebens.

Das künstlerische Werk der Malerin ist umfangreich: annähernd 200 Gemälde und mehr als 500 Zeichnungen konnten nachgewiesen werden, doch sind viele Gemälde zerstört, verschollen oder in unbekanntem Privatbesitz. Der eigene Beitrag der Künstlerin zum zeitgenössischen Kunstschaffen ist an ihren Werken auf den Kunstaus-stellungen nachweisbar. Ausgewählte Beispiele werden im Kontext mit gleichen Bildthemen anderer Künstler im Buch vorgestellt.

Als christliche Künstlerin sah Louise Seidler ihre wichtigste Aufgabe darin, mit ihren Werken zur Festigung und Verbreitung des Glaubens beizutragen. In diesem Sinne gehört sie zu dem Kreis der Nazarener um Friedrich Overbeck. Christliche Werke, in denen auch die Rolle der Frau mit neuen Aspekten formuliert wurde, sind wesentlicher Teil ihres Schaffens, wie "Maria mit dem schlafenden Kind und drei Engeln (Glaube, Liebe, Hoffnung)", 1823; die "Heilige Elisabeth", 1822-26 und "Hagar und Ismael", 1836. Ihr Schaffen als Historienmalerin wird durch ein umfangreiches Werk als Porträtmalerin ergänzt. In vielen Museen und Privatsammlungen befinden sich Porträts und Kinderbildnisse, die sie in feinster Malkultur in ihrer langen Schaffenszeit ausgeführt hat. Vorzügliche Porträts und ideenreiche Gemälde im romantischen Geist begründeten ihren Ruf als herausragende deutsche Künstlerin.

In Dresden ist übrigens die Louise-Seidler-Straße ihr zu Ehren benannt. Gleiches ist auch in ihrer Heimatstadt Jena geschehen. Im dortigen Damenviertel trägt sogar ein Wohnhaus ihren Namen.


Ausstellung "Louise Seidler- Goethes geschätzte Malerin" - Romantikerhaus Jena, Eröffnung 13.Mai 2006 um 15.00 Uhr mehr

Quellen

  • Goethes Malerin. Die Erinnerungen der Louise Seidler.] von Sylke Kaufmann


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