Pippa Bacca
Pippa Bacca (eigentlich: Giuseppina Pasqualino di Marineo ; * 1974 in Mailand, † 31. März 2008 in der Nähe von Istanbul) war eine italienische Aktionskünstlerin. Als sie in Brautkleidung von Mailand in Richtung Mittlerer Osten trampte, um für den Weltfrieden zu werben, fiel sie einem Mord zum Opfer, der international Aufsehen erregte. Pippa Bacca war eine Nichte des Konzeptkünstlers Piero Manzoni (1933–1963), war eine Vertreterin der Performance Art. Ein Beispiel ihrer Kunst war die Umwandlung von Objekten in andere Objekte, wofür sie häufig einfache Scheren benutzte. So entstand ihr Kunstwerk „Chirurgische Umwandlungen“ (Mutazioni chirurgiche) aus im Wald gesammelten Blättern, die so zurecht geschnitten wurden, dass sie das Aussehen von Blättern anderer Pflanzenarten annahmen.
„Brides on Tour“
Im Verlauf ihrer letzten künstlerischen Aktion wurde sie Opfer eines Verbrechens. Pippa Bacca war Mitglied der Friedensgruppe namens „Brides on Tour“. Es handelte sich um Künstlerinnen, die am 8. März 2008 von Mailand aus durch insgesamt elf Länder in Richtung Naher Osten reisen wollten, um so für den Frieden zu werben. Die Künstlerinnen, die als Bräute verkleidet waren, reisten durch Slowenien, Kroatien, Bosnien und Bulgarien, von wo sie am 20. März in die Türkei einreisten. Dort trennten sich ihre Wege. Sie hatten vor, nach Syrien und Libanon zu trampen, sich am 31. März in Israel zu treffen und gemeinsam von Jerusalem aus in die Palästinensergebiete weiter zu reisen. Auf ihrer Homepage hatten sie geschrieben, dass sie das weiße selbstgenähte Brautkleid bis zur Ankunft im Nahen Osten tragen wollten, „mit all den Flecken, die es während der Reise annimmt“. Auf diese Weise sollte in Gegenden, in denen der Hass aufeinander die Menschen nicht loslässt, für den Frieden geworben werben.
Das Verbrechen
Nach ihrer Ankunft in dem nahe Istanbul gelegenen Gebze am 31. März 2008 blieb Pippa Bacca verschollen und wurde vermisst. Ihre Schwester reiste daraufhin in die Türkei, um sie wiederzufinden. Ihre Leiche wurde schließlich am 11. April entdeckt. Ein Mann, der die Polizisten zu der Stelle brachte, wo sich die Leiche der Frau befand, wurde festgenommen.[5] Der Mann, der sich durch die Benutzung von Pippa Baccas Mobiltelefon verdächtig gemacht hatte, soll inzwischen gestanden haben, die Anhalterin vergewaltigt und umgebracht zu haben. Pippa Bacca, die auf ihren Reisen gewöhnlich die Fahrer der Wagen, in die sie einstieg, im Bild festhielt, fotografierte anscheinend auch ihren mutmaßlichen Mörder Murat Karataş. Die Polizei konnte die Kamera der Künstlerin im Haus des Beschuldigten sicherstellen.
Öffentliche Reaktionen
Der Mordfall rief vor allem in der türkischen Öffentlichkeit große Erschütterung hervor, mehrere große Tageszeitungen erschienen mit Schlagzeilen in italienischer Sprache wie „Pippa verzeih uns“ (Sabah). Hierbei wird das tragische Ereignis vielfach mit früheren Kriminalfällen und innertürkischen Themen verknüpft, der Diskussion über Gewalt gegen Frauen, grausame Traditionen und das vermeintliche „Wegschauen von Justiz und Gesellschaft“.
Weblinks
- Brides on Tour
- Webseite von Pippa Bacca
- Kai Strittmaier: Per Anhalter in den Tod In: Süddeutsche Zeitung, 14. April 2008
- Gerd Höher: Entsetzen in der Türkei - Italienische Künstlerin Pippa Bacca getötet In: Frankfurter Rundschau, 15. April 2008
Lizenz
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