Lina Marie Schöbel
Lina Marie Schöbel (* 28. März 1900 Neugersdorf bei Löbau - 9. Februar 1942 Großschweidnitz)
Leben
Lina Marie Schöbel wurde am 28. März 1900 im sächsischen Neugersdorf bei Löbau als eines von neun Geschwistern geboren. Im Alter von 17 Jahren fand Marie eine Anstellung als Telefonistin bei der Reichspost in Dresden. 1920 brachte sie ihre Tochter zur Welt. Die Vaterschaft des Mädchens wurde nicht anerkannt, woraufhin Lina Marie ihre Arbeitsstelle verlor. Um für sich beide zu sorgen, begann sie in einer Schokoladenfabrik zu arbeiten. Ihr seelischer Gesundheitszustand verschlechterte sich jedoch, weshalb ihre Arbeitsstelle 1928 die Einweisung in die Landes-Heil- und Pflegeanstalt Arnsdorf veranlasste. Die Diagnose lautete Schizophrenie. Lina Marie Schöbel durchlief mehrere "Heil-und Pflegeanstalten", bevor sie Anfang 1942 in die Sächsische Landesheilanstalt Großschweidnitz eingeliefert wurde. Im Zuge der "Medikamenten-Euthanasie-Maßnahmen" wurde sie dort durch eine Kombination aus Medikamentenüberdosierung, systematischer Mangelernährung und unzureichender Pflege zu Tode gebracht. Laut der Recherchen ihrer Großnichte wurde Lina Marie Schöbel zwangssterilisiert und wahrscheinlich für Versuche mit Malaria missbraucht. Sie verstarb am 9. Februar 1942. Eine von der Familie erbetene Beerdigung wurde verwehrt, mit weiteren ca. 5000 Opfern des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms wurde sie in Großschweidnitz in einem Massengrab beigesetzt.
(Quelle: http://www.stolpersteine-dresden.de)
Gedenken
Am 4. November 2009 wurde zur Erinnerung an Lina Marie Schöbel ein Stolperstein in Dresden-Briesnitz, Auf der Scheibe 11, gesetzt.
Literatur
- Faulstich, Heinz (1998): Hungersterben in der Psychiatrie 1914-1949. Mit einer Topographie der NS-Psychiatrie. Lambertus-Verlag Freiburg, S. 500-507.
- Schneider, Kerstin (2008): Maries Akte. Das Geheimnis einer Familie. Weissbooks Frankfurt.
- Töpolt, Birgit: "Heinrich Eufinger. Chefarzt der Frauenklinik Dresden-Friedrichstadt und Mitverantwortlicher an der Zwangssterilisierung Dresdner Frauen", in: Pieper, Christine (2012): Braune Karrieren. Dresdner Täter und Akteure im Nationalsozialismus. Sandstein Verlag Dresden, S. 162-167.
Weblinks